Der Ursprung
Mit erschrockenen Augen und leicht geöffnetem Mund erblickte Saphyrs Vater endlich seinen Sohn mitten in der Menge von Kämpfenden und Sterbenden. Saphyr beendete gerade einen Zweikampf mit einem Blutelf, als er dessen Blick spürte. Gehetzt drehte er sich um und starrte zu ihm hinunter, der am Fuße des roten Hügels stand, und wurde sofort auf das Schwert aufmerksam…das Schwert, dessen Klinge aus dem muskulösen Körper ragte; mit Blut besprenkelt und hässlich sich zum Himmel neigend. Hinter ihm…der Blutelf, der diesen hinterlistigen, feigen Sieg errungen hatte. Verwirrung, Bestürzung und Wut mischten sich mit dem Adrenalin ins einen pochenden Adern und erlaubte Saphyr nicht, zu begreifen, was nun passiert war. Er hatte viele Kreaturen sterben sehen, viele Schreie hatten eins sein Ohr erreicht, viel Blut ist eins durch seine eigene Klinge geflossen, um diese verseuchten Mythosinseln zu heilen…doch dieses absurde Bild war einfach nur falsch. Niemand wagte es, seinen mächtigen, gesegneten Vater einfach so hinterrücks zu töten…NICHTS und NIEMAND!
„Saphyr!“, brüllte jemand seiner Kampfgefährten und rettete ihn noch gerade so von einem dreckigen Blutelf, dessen Klinge schon fast seine Kehle erreicht hatte. Dann sackte sein Vater zu Boden. Sein Fall war sogleich der Auslöser, für Saphyrs begreifen. Kein Schrei der Trauer entwich seinem Mund…keine Regung des seelischen Schmerzes durchzuckte seinen starken Körper…in ihm wurde es einfach nur leer…“Saphyr! Lauf, wir ziehen uns zurück!“.
Der Kampf war verloren. Dutzende Blutelfen schälten sich aus dem Schatten der verseuchten Bäume und stürmten auf die Truppen der Friedensbewahrer zu. Das Feld vor dem roten Hügel füllte sich langsam mit diesen Scheusalen, die ihr Land verseuchten und sie töteten. Sein Kamerad packte ihm am Arm und versuchte ihn wegzuzerren…doch Saphyr wirbelte einfach nur rum, rammte seine Faust in dessen Gesicht und stürmte brüllend auf seinen Vater zu. Er ist nicht tot! Sein Vater KANN nicht sterben, das ist einfach nur UNMÖGLICH! Einige Blutelfen stutzten über den Wahnsinn des Draeneis und dessen Sturm wirkte nun etwas verzögert. Einige drängten sich aus dem Weg, andere gingen in Kampfstellung…doch der wüteten Klinge Saphyrs entgingen sie nicht…durch sein schweres Gewicht wurde ein Elf einfach nur weggeschleudert, hilflos auf dem Boden geschmissen und von seinen breiten Hufen überrannt. Die meisten Elfen ignorierten jedoch Saphyr und rannten weiterhin den Hügel hinauf. „Saphyr!“, schrie jemand hinter ihm, doch er schenkte seine ganze Aufmerksamkeit seinem am Boden liegenden Vater. Er lebte noch…schwach wand er sich auf dem Boden.
„Vater!“, brüllte Saphyr, stieß eine Blutelfendame einfach aus dem Weg, die sofort von der eigenen Truppe mitgerissen und niedergetrampelt wurde. Saphyr kam neben seinem geliebten Vater auf die Knie, brachte aber kein Wort hervor. Der ältere Draenei sah zu ihm hinauf und flüsterte schwach: „Was machst du…da…mein Junge?“. „Ich bring dich hier weg!“, herrschte Saphyr und wollte ihn unter den Armen packen, doch dieser werte seine Versuche ab. „Lauf…bitte, du kannst nichts mehr tun…bitte geh zurück…“, stöhnte dieser und schloss die Augen. „SAPHYR!“. Der Draenei, den Saphyr vorhins zu Boden geschlagen hatte, erschien neben ihm und werte verzweifelt zwei Blutelfen ab. „Wir müssen hier raus!“, schrie dieser und stieß einen Blutelfen von sich, um den anderen mit seinem Schild zu Boden zu schlagen. „Mein Sohn…bitte…erfülle meinen letzten Wunsch…und vollbringe dies, wovon ich schon so lange geträumt habe…“, brachte der ältere Draenei stockend hervor…dann verstummte er. „Vater…nein, bitte…du kannst doch nicht“, „SAPHYR!“, brüllte der Draenei und packte ihn grob am Arm und stieß ihn weg. „Lauf! Höre auf deinen Vater und trete in seinen…“. Ein Schwert blitzte auf und die Worte des Draeneis verstummten jäh. Saphyr schrie. Die Welt schien unterzugehen…alles hatte seinen Sinn verloren…den harten Schlag des Draeneioffiziers auf seinem Kopf, bemerkte er kaum…bewusstlos und mit hasserfüllten Gesicht fiel Saphyr in einen tiefen Strudel von schwarzem Wasser…
Saphyr schien ab diesen Abend wie seelisch tot. Nachdem man ihn vom Kriegsplatz geschliffen hatte, hatte man ihn in der Exodar aufgepäppelt…doch er sprach nie ein Wort.
Einige Tage vergingen, wo der Stellungskrieg auf der Blutmythosinsel immer noch ausgefochten wurde, als plötzlich ein Nachtelf die Insel betrat. Sein Name war Xaval und gehörte zu den begabten Druiden seiner Heimat. Sein Aufenthalt auf der Azurmythosinsel wurde verlängert, da er sich aus nicht erklärenden Gründen um den seelisch tot scheinenden Draenei kümmerte. Es dauerte tatsächlich nur Tage, kaum eine Woche, als Saphyr seine Stimme wieder fand. Seitdem existierte ein starkes Band zwischen dem Nachtelfen und dem Draenei. Er schien genesen…doch das dies nicht stimmte, wurde Xaval erst viel später klar.
Das Schiff der Draenei legte am simplen Steg an. Xaval stand ein Meter vor Saphyr und hatte ihm den Rücken zugewandt. Saphyrs Mund war trocken. Er wollte dies alles nicht und doch hielten alle dies fürs Beste für ihn. „Komm mein Freund“, flüsterte Xaval und trat auf das kleine Schiffchen. Saphyr regte sich nicht. Sie schwiegen und sahen sich einfach nur an. Er soll seine Heimat verlassen und später zurückkehren. Der ewige Kampf zwischen den Draenei und den Blutelfen war erstmal beendet…beide fürchteten den nächsten Kampf, denn die Reserven beider Gruppen war nun aufgebraucht. Entweder sie verloren alles oder gewannen alles…ein Schritt, den niemand riskieren wollte.
Saphyr war der Sohn von einem begabten und beliebten Draeneikriegers, der verstorben war. Saphyr sollte erst seinen Tod akzeptiert haben, bevor er zurückkehrt um in seinen Fußstampfen zu treten. In den Fußstapfen des „Horizontwebers“…der Name, den sein Vater eins bekommen hatte, als er einen Sieg von den zahlreichen Kämpfen errungen hatte. Es war auf dem Hügel gewesen, den sie nun wieder verloren hatten. Als er alleine auf der Spitze stand und stolz die zurückgetriebenen Blutelfen hinterher schaute. Als er sich dann umdrehte, die untergehende Sonne im Rücken und seine Arme seinen treuen Kriegern entgegenstreckte. Wie Saphyr jemanden dann sagen hörte: „Wie das aussieht…als ob der Horizont ihn gewoben hätte…“. Dieser Satz ging dann durch ganz Exodar…und wie es immer so ist, wenn etwas mündlich weitergereicht wurde, hieße es am Ende „er hätte am roten Horizont gewoben“. Der Sinn dieser Worte reichte vom liebenswerten Charakter seines Vaters, bis hin zu dem einen Sieg…doch Fakt ist, dass dieser dann heimlich „Weber des Horizonts“ genannt wurde…
Das Schiff segelte los. Entschlossen sprang Saphyr hinterher und landete neben seinem treuen Freund. Die letzten Worte seines Vaters drangen in seinem Ohr. „Mein Sohn…bitte…erfülle meinen letzten Wunsch…und vollbringe dies, wovon ich schon so lange geträumt habe…“. Der unendliche Weltfrieden…sein Vater hatte so oft davon gesprochen…dieser Wunsch lebte in ihm, seid er geboren wurde, hatte er ihm eins erzählt…
Wochen vergingen, in denen Xaval und Saphyr Seite an Seite die Länder durchreisten. Immer mehr wurde ihnen der Streit zwischen der Horde und der Allianz bewusst. Und immer wieder bemerkten sie die inneren Konflikte zwischen den fünf Rassen der Allianz. Saphyr war sich sicher, sie würden niemals den Sieg erringen, wenn die Allianz nicht bald wieder eins wurde…
Der Tod von Saphyrs Vater zerfraß ihn immer mehr von innen…er wollte ihn rächen, er sollte seinen letzten Wunsch erfüllen, indem er den Weltfrieden brachte und die grässlichen Hordler ein für alle Mal ausrottete…So kam der Gedanke an die Gründung einer Gemeinschaft, die den gesamten Stolz der Allianz widerspiegeln sollte…eine Gemeinschaft, die den Namen tragen sollte, die eins sein Vater unbewusst bei sich trug…sein Vater, der unter seinem Volk geliebt und geehrt wurde…
Die Weber des Horizonts!
Wochen existierte nun schon die Gemeinschaft der Allianz…und immer wieder gab es Veränderungen. Es folgten bald die beiden Offiziere Zar und Alwin, die Saphyr stets halfen zur Führung der Gemeinschaft. Irgendwann verschwand Xaval, um seine Studien in Teldrassil zu vollenden und musste widerwillig aus der Gilde austreten. Saphyr blieb und versuchte die Gemeinschaft zu seinem großen Ziel zu bringen.
Doch plötzlich verschwand Saphyr. Er wurde mehrere Tage nicht mehr gesehen und Zar musste, um die Gemeinschaft beisammen zu halten, die Führung übernehmen. Er und Alwin führten nochmals kleine Veränderung durch und erklärten sich zu der Königswache Sturmwinds. Irgendwann fand man auf der Blutmythosinsel die Leiche Saphyrs. Von Xaval war auch nichts mehr zu hören. Somit galten Zar und Alwin zu den Führern der Weber des Horizonts.
Doch die Weber lebten nicht ohne Feinde…auf ihrer Suche nach allen Verrätern der Allianz und allen Hordlern fanden sich gleich mehrere Widersacher…doch Zar und Alwin waren sich sicher, dass kein Geschöpf der Welt die Weber bezwingen konnte. Und somit wurden die Weber des Horizonts zur königstreuesten Eliteeinheit Sturmwinds…zu einer Mauer, die die Allianz schützten und alles brachen, was sich der Allianz widersetzte.